50 Jahre Herzchirurgie
Das Herz- und Kreislaufsystem des Menschen als Forschungsgegenstand wie auch
als Mittelpunkt ärztlicher Tätigkeit hat in Zürich seit einem halben Jahrhundert
Tradition.
Kurz nach dem zweiten Weltkrieg schuf Max Holzmann mit seinen
Arbeiten und seinem Lehrbuch die Grundlagen der klinischen Elektrokardiographie
und Ernst Löffler beschrieb die eosinophile Endokarditis. Ende der 1950er Jahre
kam es um Robert Hegglin zum Aufbau einer bedeutenden Forschergruppe im Bereich
Hämodynamik, zu welcher unter anderem Heiner Scheu, Wilhelm Rutishauser und
später auch Hanspeter Kräyenbühl gehörten. Dieser Gruppe gelangen fundamentale
Arbeiten zur Hämodynamik des Herzens.
Mit der Berufung von Åke Senning
auf den Lehrstuhl für Chirurgie verpflichtete die Universität den Erfinder des
Herzschrittmachers, welcher während seiner Tätigkeit in Zürich nicht nur die
Herz- und Gefässchirurgie in Europa und weltweit entscheidend mitprägte, sondern
auch neue Operationen wie die Senning Procedure bei Transposition der grossen
Gefässe entwickelte. Aus seiner Schule gingen bekannte Herzchirurgen wie
beispielsweise Marko Turina, Ludwig von Segesser, Thierry Carrell, Paul Vogt und
René Prêtre hervor. Die Herzchirurgie konnte sich nur entfalten dank der
Entwicklung der Koronarangiographie, welche Paul Lichtlen in den 60er Jahren von
John Hopkins nach Zürich brachte.
Der heutige Schwerpunkt in Zürich liegt vor allem im Bereich Arteriosklerose
und koronare Herzkrankheit. Hier hat Zürich Entscheidendes zum Verständnis der
Entstehung und insbesondere zur Bedeutung der Endothelzellen in der Pathogenese
dieser Erkrankung geleistet. Weiter konnte Zürich im Bereich kardiovaskuläres
Imaging mit Ultraschall, Magnetresonanz, Computertomographie und auch mittels
nuklearmedizinischer Techniken Wichtiges beitragen. In der Herzchirurgie
schliesslich stehen Projekte mit Unterstützungssystemen für das linke Herz und
das «Tissue Engeneering» im Vordergrund.
Doch es waren nicht nur die
Kardiologie und Herzchirurgie, welche den Schwerpunkt «Kardiovaskuläre
Wissenschaften» in Zürich wachsen liessen. Alfred Bollinger, der langjährige
Lehrstuhlinhaber für Angiologie, hat sein Fachgebiet in der Schweiz und auch in
Europa geprägt und die Bedeutung der Mikrozirkulation für viele Erkrankungen
entdeckt. Aus seiner Schule gingen bekannte kardiovaskuläre Forscher wie Felix
Mahler und später auch Andreas Grüntzig hervor,
welcher in Zürich nach der Entwicklung der Methode an peripheren Arterien am 16.
September 1977 die erste perkutane Ballonerweiterung einer Koronarstenose
durchführte und damit die katheterbasierten Behandlungen von Herzerkrankungen initiierte.